Partitur Umfang 26 Seiten
Chor und Orgel
Johann Joseph Abert (*1832 Kochowitz in Nordbohmen / + 1915 Stuttgart) war als Stuttgarter Hofkapellmeister und
Komponist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die zentrale musikalische Erscheinung der wiirttembergischen
Hauptstadt. Er gilt nicht nur als Schöpfer der lyrisch-sinfonischen Oper in Deutschland, sondern schuf u.a. auch
bedeutende Sinfonien, Kantaten, Lieder, Konzerte, Kammermusik und Klavierwerke.
Seine Messe in Es-Dur, op.23, vollendete Abert im Mai 1858. Sie war zunächst eine reine Vokalmesse und kann
ohne weiteres auch heute so aufgefiihrt werden. Die Orgelbegleitung fügte er später hinzu und dient in erster Linie
der Stützung des Chores. In ihrer ursprünglichen rein vokalen Fassung kam diese Messe den caecilianistischen
Reformbestrebungen entgegen, die in der klassischen Kirchenmusik neapolitanischer Prägung mit ihrem "opernhaften"
Stil eine Verweltlichung sahen, die sie bekämpften. Trotzdem verfallt Aberts Messe- Vertonung nicht in das andere
Extrem ausdrucksloser Trockenheit. Seine Verwurzelung in der musikalischen Tradition seiner böhmischen Heimat, seine
reiche melodische Erfindungsgabe und sein feiner Klangsinn ließen hier auch bei Verzicht auf Orchester und
ausgedehnte Solo Partien eine ausdrucksstarke Musik entstehen, die die Möglichkeiten der modernen Musik seiner Zeit
ausschöpft, aber ganz aus dem Geist der Liturgie heraus geschaffen ist. Im Grundcharakter folgt sie einer feierlichen
Hochstimmung, bezieht aber, dem Text folgend, auch viele andere Stimmungen mit ein, die von "kindlicher Wehmut"
bis zu "heller, leidenschaftlicher Verzweiflung" (Hermann Abert) reichen.
Über die Uraufführung schrieb die "Schwäbische Kronik" vom 28. Dezember 1858:
"Stuttgart, den 27. Dez. - Gestern Vormittag kam in der katholischen Kirche eine neue Vokalmesse von Herrn
Hofmusikus Abert zur Aufführung, welche das Talent des jungen Mannes auch von dieser Seite in sehr vorteilhaftem
Lichte erscheinen lasst. "