Johannes Bammer wurde am 31. Mai 1888 im südmährischen Nikolsburg /Mikulav geboren und starb am 17. März 1988 in Bonn. Er erhielt seine musikalische Ausbildung u.a. bei Johannes Reichert in Teplitz-Schönau / Teplice, bei den Gebrüdern Striegler sowie Joseph Gustav Mraczek in Dresden, im Fernunterricht bei dem in Wien wirkenden Hans Gál und schließlich bei Alois Hába und Viteszslav Novák in Prag. Von Hába nahm er die Anregungen auf, die die Musik aus ihren Dur-Moll-tonalen Bindungen herausführten. So souverän Bammer auch mit den neuen Gestaltungsmöglichkeiten hier umging, so deutlich spürte er nach einiger Zeit, dass dies nicht der ihm gemäße Weg war. Deshalb nahm er 1932 ein Studium bei Viteszslav Novák auf, der ihm wieder „den Sinn für den Klang, die Schönheit des Tones und die Miniaturarbeit gegeben“ hat. Bammer war zwar im Zivilberuf Jurist, erwarb sich aber vor allem als Komponist hohes Ansehen. Seinem Wesen nach war Bammer immer Lyriker, worauf auch das große Übergewicht seiner Lieder hinweist. „Ich glaube, was aus dem Herzen kommt, wenn es echt, wahr und lauter ist, geht auch zum Herzen“ schrieb Bammer einmal und was die Frage der Modernität betrifft, berief er sich einmal auf Ernst Wiecherts Worte aus Missa sine nomine: „So lange einer sich mit dem Herzen bespricht [...] braucht er keine Angst zu haben. Nur wenn einer sich mit der Zeit bespricht, ist es anders, weil er dann nicht mehr er selbst ist und weil er überholt wird, jede Stunde, von denen, die schneller laufen. Aber wer einen Psalm schreibt oder ein Kinderlied, wird nicht überholt, weil er außer der Zeit ist. Die Zeit kann ihm nichts anhaben.“ Kein Wunder, dass das Kinderlied als Kunstlied bei Bammer eine besonders wichtige Stelle einnimmt In der hier vorliegenden Sammlung mit dem Titel 25 Kinderlieder in 3 Heften fasste Johannes Bammer Kompositionen zusammen, die einen Zeitraum von 15 Jahren umfassen Auf den 10. März 1946 ist das kurz vor der Vertreibung im nordböhmischen Rumburg entstandene Lied Nur eine kleine Geige auf einen Text von Hoffmann von Fallersleben datiert. Das zuletzt in Bonn komponierte trägt das Datum vom 11. November 1961. Bammers große Vorliebe für das Russische, das einmal in dem großen Zyklus des Russischen Liederbuches gipfeln sollte, zeigt sich in der Aufnahme von russischen Kinderreimen bei zwei Schlafliedern und einem Lied mit dem Titel Ich baue mir ein Häuschen. Ansonsten ist hier die ganze Welt vertreten mit Liedern, in denen die Natur mit ihren Blumen und Vögeln besungen wird, mit Scherzliedern, Standesliedern, Liedern zu Anlässen wie Neujahr, Ostern und Muttertag und manch Anderem. Mit dieser Erstausgabe erfährt ein heute weitgehend verdrängtes Genre durch einen seiner hervorragenden Vertreter einen gewichtigen Bereicherung. Regensburg, im März 2006, Widmar Hader